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Text und Bilder Karla Hoppe

Malerlegenden wie Picasso, Miró und Dalí verbrachten kreative Jahre in Barcelona. Ein Name ist jedoch untrennbar mit dieser Stadt verbunden und hat ihr Bild wie kein anderer geprägt: Antoni Gaudí, weltberühmter katalanischer Baumeister - der postum sogar zum Musical-Titelhelden aufstieg! Seine originellen Jugendstil - dem spanischen Modernisme – Bauwerke sind überall zu finden. Er gilt als „Vater des Modernisme“, der sein Handwerk als künstlerische Lebensaufgabe empfand. Anthroposophische Gedanken und Formen der Natur liegen seinem Schaffen zugrunde. Der Modernisme des 19. Jh. versuchte, moderne Techniken wie Eisen- und Betonkonstruktionen mit Elementen der Gotik, der Natur entlehnten Formen und natürlichen Materialien wie Keramik, Glas und Holz zu verbinden.

 Gaudís Markenzeichen sind fließende Linien im Innern der Gebäude wie auch an den Fassaden und warme Farben des ornamentalen Überzugs aus farbigen Keramikscheiben. Die Barceloneser schätzten den Exzentriker zunächst sehr wenig, und der Wohn-Neubau der Casa Milà (1905-10) erhielt im Volksmund den Spitznamen „La Pedrera“, was auf Katalanisch „Steinbruch“ bedeutet. Reaktionen einer Öffentlichkeit, die diesem Gebäude fassungslos gegenüber stand; dergleichen hatte man noch nie gesehen. Größte Verwunderung bei den einen und Bewunderung bei den anderen waren sicherlich ausgelöst durch die wellenförmige Fassade mit Bezug zum Wellenspiel des Meeres – die Natur als Beispiel und Inspiration - und die Dachterrasse, die stufenförmig angelegt und von merkwürdigen Skulpturen bevölkert ist. Diese gehören jeweils zu den Belüftungsschächten, Schornsteinen und damaligen Dienstbotenausgängen

Der Eigentümer der in der Nähe liegenden Casa Battló (1904-06) wollte eigentlich im Jahre1904 das alte, klassizistische Gebäude von 1875 abreißen lassen, doch Gaudí lehnte dies als nicht notwendig ab. Stattdessen entwarf er auf der Grundlage der vorhandenen Struktur die Fassaden und Etagen komplett neu und legte einen Innenhof an. Das Ergebnis war ein phantasievolles, mit einem „schuppigen“ Keramikdach, das die Legende eines Drachentöters und des heiligen Georgs symbolisierend, Werk. Alles ist hier rund, geschwungen, fließend. Auf der Terrasse kommt es dann bei der Verkleidung der Belüftungsschächte und Schornsteine zu einer wahren Farbenexplosion.

 1885-89 errichtete Gaudí für seinen Förderer und Freund, den reichen Industriellen Graf Eusebi Güell, ein Wohnhaus, das Palau Güell (1885-90), auf einem sehr knapp beschnittenen Grundstück, das Stadtwohnsitz und gleichzeitig Ort für soziale Verpflichtungen der Familie Güell sein sollte. Es war das erste Projekt, das Gaudí in eigener Verantwortung ausführte. Beeindruckend die Pracht der speziell für dieses Haus entworfenen Innenausstattung mit integrierter Orgel. Auf dem Dach erlebt der Besuche eine Terrasse mit einem prächtigen Skulpturengarten, auf dem achtzehn Kamine und Lüftungsschächte mit bunten Keramikbruchstücken verziert wie Pilze hervorsprießen.

 Als begeisterter Anhänger der um die Jahrhundertwende populären Idee der englischen Gartenstädte beauftragte Güell seinen Freund Gaudí mit dem Bau einer solchen Wohnkolonie, dem Park Güell (1900-14). Der finanzielle Misserfolg beim Verkauf der Parzellen zwang die beiden jedoch 1914, ihr Projekt aufzugeben. Trotzdem konnte Gaudí seinen Teil des Auftrags vollenden und hier eine seiner attraktivsten und gelungensten architektonischen Arbeiten schaffen. Alles im Park löst beim Besucher Faszination und Bewunderung aus: das Kernstück, die Markthalle mit reich verzierter Mosaikdecke und 84 teils schrägen, dorischen Säulen, die geschwungene Treppenanlage mit zwei Brunnen, der eine mit einem Schlangenkopf und der andere mit einer bunten, gesprenkelten Riesenechse verziert, dann die steinernen Viadukte, für deren Anlage Steine aus der direkten Umgebung verwendet wurden und bei denen Gaudí die Natur der Umgebung zu imitieren suchte und schließlich die Wellen- oder Schlangenbank als eines seiner berühmtesten Werke. Ihre Dekoration besteht aus wunderschönen „Kollagen“, die aus Resten von Kacheln, Glassplittern und anderen Materialien gefertigt wurden.

 Als besonderer Höhepunkt seines Schaffens gilt die Kathedrale La Sagrada Familia (1883-1926), sein Lebenswerk – „eine Predigt aus Stein“. Seit mehr als hundert Jahren wird an ihr gewerkelt – sie blieb bis dato unvollendet. 1883 übernahm er als erst 31-jähriger die Bauleitung dieser Kirche, die allein durch Spenden finanziert werden sollte. Eine „Basilika der Armen“ sollte sie nach seinen Worten werden, und er veranschlagte eine Bauzeit von 200 Jahren! Daher hinterließ er auch keinen Gesamtentwurf, denn kommende Generationen sollten ein Mitspracherecht an diesem Mammutprojekt haben.
Vierzig Jahre seines Lebens widmete er diesem großen Werk. In den letzten zwölf – 1914-1926 – lehnte er alle anderen Aufträge ab und lebte zuletzt sogar auf dem Baugelände, um immer präsent zu sein und auftretende Probleme sofort lösen zu können. Dann, im Alter, als er seine Mäzene verloren hatte, wurde er zum wunderlichen Kauz, bettelte Passanten um Spenden an und starb im Jahre 1926 an den Folgen eines Straßenbahnunfalls in einem Armenkrankenhaus.

Barcelonas Wahrzeichen „La Sagrada Familia“ liefert bis heute Diskussionsstoff: Die einen plädieren für den Weiterbau, die anderen dafür, sie als das zu belassen, was sie ist: „Gaudís Unvollendete“.

 

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