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Text und Bilder Karla Hoppe

"Seilfahrt zur 9. Sohle in 820 Meter Teufe, durch die Richtstrecke nach Westen, den westlichen Abteilungsquerschlag nach Norden. Durch den Querschlag zur Kopfstrecke, dann zum Abbaubetriebspunkt 14, einem Streb im Flöz Zollverein." 

Alles klar? Mir nicht!
Der Bergmann hat eine Fachsprache entwickelt, die dem Laien oft schwer verständlich ist.

Ich möchte lernen, sie zu verstehen und habe mich
zu einem Besuch bei einem ehemaligen Bergwerk in Recklinghausen angemeldet. Dort ist heute mit einer Strecke von 1600 Metern die Untertagewelt wirklichkeitsnah dargestellt. Das, was ein aktives Bergwerk ausmacht, befindet sich oft bis 1000 Meter tief unter der Erde und ist über viele Quadratkilometer verteilt. In der Regel ist aus betrieblichen Gründen keine Grubenfahrt und Besichtigung möglich. In diesem Trainingsbergwerk hier können jedoch die Arbeitsvorgänge im Bergbau fotografiert, Arbeitsabläufe gezeigt und erklärt, Auszubildende praxisnah an ihren zukünftigen Beruf herangeführt und Facharbeiter in Fortbildungsseminaren geschult werden. 
Mit "Glück auf" werde ich von dem Bergwerksführer, Herrn Ehrenheim, begrüßt.
Bevor es mit ihm nach unter Tage geht, müssen in der Kaue eine Schutzkleidung und der obligatorische Grubenhelm aus Plastik, einstellbar auf jede Kopfgröße, anlegt werden. Eine Grubenlampe oder die heute verwendete Kopflampe mit Akkumulator benötigen wir hier nicht, die Strecken sind für uns ausreichend ausgeleuchtet. 

Ich fahre in die Grube ein - übrigens ist jede Art der Fortbewegung in der Grube zu Fuß oder mit einem Beförderungsmittel eine "Fahrung"; man spricht von einer Gruben"fahrt", Seil"fahrt" und neue Strecken werden "aufgefahren". Für die Seilfahrt, für die Personenförderung im Schacht also, wurden in früheren Jahrhunderten Förderkörbe aus Weidengeflecht, heute jedoch Drahtseile und stählerne Gestelle, in die jeweils die beladenen und leeren Grubenwagen hineingeschoben und bis zu 100 Bergleute befördert werden können, benutzt..
Der Weg "vor Ort" führt auf die Richtstrecke, deren Wände früher mit Holzbögen, heute mit Stahlbögen, ausgebaut und die Zwischenräume mit Betonplatten ausgefüllt sind. Viele Strecken werden nicht mehr nach der konventionellen Methode, d.h. Bohrlöcher in das Gestein treiben, die Löcher mit Sprengstoff füllen, zünden und dann das gesprengte Gestein in Wagen verladen und abtransportieren, sondern heute mit Vortriebsmaschinen "aufgefahren" (vorangetrieben). Diese Maschinen schaffen jetzt täglich bis zu 5mal mehr Meter Streckenvortrieb ins Gestein.
Der bergmännische Fachmann unterscheidet Gesteins- und Abbaustrecken: Gesteinsstrecken sind tunnelartige Gänge im Gestein, die zur Lagerstätte führen und sie erschließen (für Bahnverkehr, Förderbänder, Leitungen etc.); die Abbaustrecken unterteilen die Flöze für den Abbau der Kohle in einzelne Abschnitte.
Nach mehreren hundert Metern läuft rechts von mir ein Förderband, auf dem die abgebaute Kohle zur Ladestelle und von dort zum Schacht transportiert wird: Wir sind am Kohle-Streb, der Verbindung zwischen zwei Abbaustrecken: etwa 2,50 Meter hoch, 5-6 m breit und 210 Meter lang - ein Schildstreb. Früher mußte der Bergmann mühsam viele Holzstempel und später Stahlstempel per Hand setzen, um den Druck des "Hangenden" abzustützen. Es folgte später der "Schreitausbau", der den Handausbau mit Stahlstempeln durch hydraulische Abstützung ablöste. Die neueste Form ist der "Schildausbau", in dem große Stahlplatten das Hangende lückenlos abstützen. Die Sicherheit der Bergleute hat sich dadurch wesentlich erhöht. 
Nach einer sehr informativen "Grubenfahrt" gelange ich wieder an das frische Wetter - an die frische Luft! 
Herr Ehrenheim hat mich auch darüber informiert, dass Deutschland mit seinen Stein- und Braunkohlenvorkommen zu den Ländern mit den höchsten Kohlereserven gehört. Wissenschaftler schätzen, dass nach dem heutigen Stand der Technik der nutzbare Vorrat z.B. an Steinkohle bei den heutigen Produktionsmengen noch einige hundert Jahre reichen wird.
Unsere Bergbautechnik ist führend und als "Exportschlager" in der ganzen Welt begehrt.

 

 

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Karla Hoppe  • Erfurtstrasse 70  •  53125 Bonn/Germany  • Fon: +49 (0) 228 25 63 18  • Fax  +49 (0) 228 25 05 08