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Bilder und Text: Karla Hoppe

Venedig ohne Gondeln – kaum unvorstellbar ! Genau 10,85 Meter lang, etwa 1,50 m breit und ungefähr eine halbe Tonne schwer, dazu schwarz lackiert ! Den Besucher überrascht das Schwarz anfangs sehr, man erwartet Schmuck, Verzierungen, bunte Farben – nichts davon! An der Seite gibt es oft nur ein Fähnchen oder eine kleine Figur, aber immer sind die Gondeln schwarz wie Särge anmutend - mit einem prunkvollen sechszackigen Eisen am Bug, das für die sechs Stadtteile Venedigs steht, und ein Heckeisen in der Form eines Bischofsstabs. 
Die Innenausstattung darf darf dagegen bunt und luxuriös sein, die Sitzpolster rot und in Leder oder farbig in Brokat, besonders bei Feierlichkeiten.
In Venedig gibt es nur noch wenige traditionelle Gondelwerkstätten. Bekannt ist die Werft "Squero di San Trovaso", die in der Nähe der Kirche San Trovaso liegt. Aber warum ist die Gondel „krumm wie eine Banane“? Lorenzo von der Gondelwerft erklärt:
“Die eigenwillige, asymetrische Form der Gondel muss sein, um das Gewicht des Gondoliere auszugleichen. Eine Gondel wird von einem Mann alleine gerudert und immer von der gleichen Seite mit einem einzigen Ruder. Wenn die Gondeln nicht asymmetrisch gebaut würden, könnten sie nie geradeaus fahren, sondern drehten sich immer links herum im Kreise!“ 

Vor einigen Hundert Jahren, als schätzungsweise 10.000 Gondeln auf den Kanälen ruderten, waren
diese prächtig geschmückt, bunt bemalt, hatten goldene Verzierungen, die gepolsterten Sitze waren mit Brokat oder Seide überzogen und mit beweglichen, verhangenen Kabinen ausgestattet.
1562 verbot der Doge Girolamo Privli die seinerzeit ausufernde Prunksucht und verordnete die noch heute maßgebende pechschwarze Einheitslackierung.
Es gibt jetzt noch ungefähr 420 Gondeln. Jede Gondel muss jährlich neu lackiert werden, nach maximal 35 Jahren ist eine Neuanschaffung nötig. Standplätze, Unterhalt und Lizenzen sind kostspielig (man spricht von 350.000 Euro für eine Lizenz !); die Gondel selbst eine sehr teure Anschaffung, je nach Ausstattung 20.000-30.000 Euro - soviel wie ein gut ausgestatteter Mittelklassewagen.

Kein Wunder, die extrem aufwendige Herstellung aus acht verschiedenen Hölzern ist eine wahre Kunst :
Der flache Boden ist aus Tannenholz, das sich im Wasser ausdehnt und fugendicht abschließt,
die Randplanken aus Eichenholz. Für Bug und Heck wird Lindenholz verarbeitet und die 
Querspanten sind aus Ulmenholz. Der Innenboden ist aus Birkenholz gefertigt und die gebogenen
Teile des Überbaus aus Kirschholz. Für die Abdeckung schließlich werden noch Mahagoni und Lärche
verwendet. Das Ruder oft aus Nussbaumholz. Über zwei Monate dauert der Bau, maßgeschneidert mit Ruder für den Gondoliere, bevor das aus ca. 280 Einzelteilen bestehende zehn Meter lange Boot zu Wasser gelassen werden kann

„Gondola, gondola, gondole“, wer in Venedig war, kennt diese Rufe der Gondolieri an ihren Standplätzen, um Touristen anzulocken. Eine Ausbildung zum selbständigen Gondoliere dauert lang, ungefähr 2 Jahre. Die Gondolieri nehmen maximal sechs Fahrgäste und kassieren für eine Fahrt von knapp einer Stunde ca. 100 Euro – mit gutem Verhandlungsgeschick und je nach Tageszeit ( die Masse der Touristen kommt erst mittags und nachmittags) vielleicht nur 70 Euro. Ein durchaus lukratives Geschäft; man spricht davon, dass die Männer in der Hochsaison bis zu 5000 Euro monatlich verdienten!

Eine Deutsche, Alexandra Hai, möchte die erste „gondoliera“ werden. Fünfmal hat sie sich schon zur offiziellen Prüfung des Verbandes der venezianischen Gondolieri angemeldet – und ist fünfmal durchgefallen! Frau Hai wirft den Italienern „Frauenfeindlichkeit“ vor. Lt. Gerichtsbeschluss darf sie jedoch neuerdings als erste Gondelfahrerin Hotelgäste befördern! Ob sie ein sechstes Mal die Prüfung versuchen will – wer weiß! 


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Karla Hoppe  • Erfurtstrasse 70  •  53125 Bonn/Germany  • Fon: +49 (0) 228 25 63 18  • Fax  +49 (0) 228 25 05 08