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Bilder und Text: Karla Hoppe

Venedig war stets ein wichtiges Handelszentrum und eine Seemacht und zählt auch heute mit der alljährlichen Biennale zu den großen Kunstmetropolen der Welt. Zahlreiche wohlhabende und adelige Familien haben sich dort niedergelassen und prunkvolle Paläste errichten lassen. Eine der größten Attraktionen sind daher die vielen historischen Paläste aus den verschiedensten Epochen, hauptsächlich zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert. Beeindruckende Bauwerke liegen entlang des Canal Grande, aber auch an Plätzen und Seitenkanälen, ca. 250 an der Zahl. Die Venezianer nannten damals ihre Paläste „bescheiden“ Casa (Haus), abgekürzt Ca’ – wie beispielsweise Ca’ Rezzonico und Ca’d’Oro – , viele sind heute in privaten Besitz oder beherbergen Museen mit bedeutenden Sammlungen und Ausstellungen. 
Nur die wichtigsten Gebäude der Stadt durften seinerzeit als ‚palazzo’ bezeichnet werden : der Dogenpalast, der Bischofspalast und der Palast der Patriarchen. Der heutige Sprachgebrauch bezeichnet jedoch die damaligen ‚case’ auch als ‚palazzi’. Die monumentalen Residenzen waren in der Regel Großfamilien eines Familien- oder Adelzweiges vorbehalten und hatten klar umrissene präsentative Funktionen. Sie säumen den Canal Grande und kleinere Nebenkanäle und sind durch natürliche Weise durch das Wasser geschützt. Sie waren nicht nur Wohnstätten, sondern auch Arbeitsplatz, zwar in ihrer Größe oft unterschiedlich, aber alle nach dem gleichen Bauprinzip – das untere Geschoss, das ‚piantereno’, um Waren vom Wasser her aufzunehmen, und mit Wirtschafts- und Büroräumen. Das erste Obergeschoss und oft ein weiteres, das ‚Piano nobile’, war der Familie vorbehalten. Hier gab es einen großen Saal für Feierlichkeiten und Feste und mehrere kleinere Wohnräume. Ganz oben, im ‚Mezzanin’, wohnten die Dienstboten, und auch die Küchen waren meistens unter 
den Dächern.

Bei einigen dieser Paläste ist auch eine Innenbesichtigung möglich, um einen Einblick in die Wohngewohnheiten der Venezianer des 15. bis 18. Jahrhunderts zu bekommen. Die meisten jedoch sind privat und der Öffentlichkeit nicht zugänglich, abgesehen von Besuchen der Museen und Ausstellungen. Eine Erlaubnis, die Räumlichkeiten zu fotografieren, ist nur mit speziellen Genehmigungen zu erhalten, wie z.B. von den folgenden vier Adelspalästen in verschiedenen ‚sestieri’ (Stadtteilen): 
Der Palazzo Albrizzi aus dem 16. Jahrhundert im Sestiere Cannaregio ist heute Sitz der Deutsch-Italienischen Kulturgesellschaft (ACIT) und organisiert aktiv Musik- und Literaturveranstaltungen, um die deutsche Kultur zu verbreiten. Signora Prof. Pizzul-Capello, Leiterin des Instituts, Nachkomme der Adelsfamilie Capello und als Präsidentin mit dem Verdienstkreuz I. Grades für ihre jahrelange Arbeit von dem damaligen Präsidenten Rau ausgezeichnet, erlaubte, Aufnahmen der einiger Räume mit Stukkaturen und Fresken der Schule des Tiepolos zu machen. Eine ‚Spende’ war willkommen! (Fotos 1-2)
Der Palazzo Zenobio im Sestiere Dorsoduro wurde von der neuadeligen Familie Zenobio Ende des 17. Jahrhunderts erbaut , eine der reichsten „case“ der Republik, deren Dienerschaft im Jahre 1761 36 Personen umfasste. Für kurze Zeit durfte hier der große repräsentative Ballsaal bewundert und fotografiert werden. Als heutiger Eigentümer beherbergt er heute ein armenisches Kolleg (Fotos 3-4).
Der Palazzo Querini aus dem 16. Jahrhundert im Sestiere Castello, vor kurzem restauriert, ist heute ein Museum mit einer der reichsten Kunstsammlungen, die über vierhundert Gemälde von venezianischen, italienischen und flämischen Malern des 14. bis 19. Jahrhunderts umfasst. Die Besucher können hier das Spiegelbild eines prunkvollen ‚Museums’-Wohnhauses des 18. Jahrhunderts mit erlesen dekorierten Zimmern, u.a. Leuchtern aus Muranoglas, Meissener Porzellan im Esszimmer, Gemälden berühmter Maler der damaligen Zeit und Marmorbüsten an den Wänden des Portego, des Repräsentanz- und Versammlungsraumes des Palastes, bestaunen. (Fotos 5-10)
Die Geschichte des Palazzo Pisano Moretta im Sestiere San Polo geht zurück bis ins 14. Jahrhundert. Von der Familie Pisani im Stil der Hochgotik erbaut, wurde der Palast mehrmals restauriert, bis er mit den letzten wichtigen Arbeiten im 18. Jahrhundert die jetzige Gestalt mit seiner mächtigen gotischen Hauptfassade und wunderschönen Fenstern erlangte. Berühmte venezianische Künstler wie Tiepolo und Veronese waren hier am Werk. Besucher wie der Zar Paul von Russland, Josephine Bonaparte und Joseph II aus Österreich konnten schon seienrzeit diesen Palazzo bewundern. Vietor Pisano-Moretta , der letzte männliche Nachkomme seiner ‚casa’, starb 1874 und teilte das Vermögen unter seinen drei Töchtern auf. 1962 ging es schließlich an den heutigen Besitzer Maurizio Sammartini. Sein Neffe, Ludovico Sammartini, erlaubte, den großartigen Hauptsaal des Palastes - für die Öffentlichkeit unzugänglich - zu fotografieren und erzählte, dass dort und in den angrenzenden Räumen der wohl begehrteste und glamourösiste Ball während des venezianischen Karneval stattfindet und dass in der Vergangenheit zahlreiche Prominente, wie Prinzessin Diana bis George Clooney, eine rauschende Ballnacht dort verbracht haben. Für diesen ‚Ballo Tiepolo’ wird regelmäßig am Abend des Faschingsdonnerstags der Palast von hunderten von Kerzen erleuchtet, werden die Gäste am Wassereingang von Gauklern und Schauspielern in historischen Kostümen empfangen und in das prunkvolle Innere des Palastes geleitet. Sicherlich bietet keine andere Stadt eine großartigere Kulisse für einen Maskenball mit historischen Kostümen während des Karnevals. Venedig ist der ‚schönste Ballsaal der Welt’, soll Napoleon einmal gesagt haben. 
P.S. Wer den venezianischen Karneval erleben und als Höhepunkt an dem Masken- oder Kostümball teilnehmen möchte - die Eintrittskarten für den 27.02.12014 sind für ca. EUR 600 pro Person im Internet zu bekommen, inklusive Diner und Getränke. Es ist Kostümzwang (für ca. 400-700 EUR für 24h vor Ort auszuleihen)! 

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Karla Hoppe  • Erfurtstrasse 70  •  53125 Bonn/Germany  • Fon: +49 (0) 228 25 63 18  • Fax  +49 (0) 228 25 05 08